hier klicken
In den Pariser Vorstädten begleiten den Passanten die Repetitionen der 3615-Plakate * an Bauzäunen und Begrenzungsmauern und beharren auf der Entspannung per Telefon. Der Zugang zu den Wegen in das elektronische Netz ist mit "hier klicken" gekennzeichnet. Die Versprechungen gleichen sich mit ihren Aussichten auf schnelle Befriedigung der Bedürfnisse nach Informationen, Produkten oder sexueller Dienstleistung. Auf den Feldern der großen Fußballstadien, wo der Ruhm zu Hause ist, oder auch im torlosen Glück des Spiels der Vorortmannschaft US Ivry ist man der Erfüllung schon näher. Zur Not genügt auch eine Spielkonsole, die speicherfreundlich reduzierte Automatenmusik wird schon für gute Laune sorgen.
Der Hinweis an der Wand "Ceci est un rayon, où l'on n'a pas besoin de toi" ** schließt die Angelockten aus. Die Szenerie erweist sich als Trugbild. Die Plakate zeigen den Ort, an dem du nicht gebraucht wirst – leer, ohne die farbenreichen Abbilder Lust stilisierender Körper, und vom Gameboy sind nur dessen unbeirrbar lustige Begleitklänge übriggeblieben.
In "hier klicken" sind die Ebenen verschoben und vertauscht. Am Ende erscheinen die realsten Gegenstände – die beiden Stapel mit Ytong-Steinen – als größte Verheißung. Denn so sehr die physische Präsenz der Steine zum Verbauen auffordert: auch diese handfeste Versprechung wird nicht gehalten.
Ipke Starke
* 3615 ist die Vorwahl des in Frankreich in den 1990er Jahren weit verbreiteten französischen Onlinedienstes Minitel, der mit Plakaten zur Einwahl in kommerzielle Angebote warb. (etwa 3615 VERONIQUE, 3615 LOVER oder 3615 SEULAPARIS).
** "Das ist ein Bezirk, in dem du nicht gebraucht wirst."