Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2
ute richter - kunst - herbarium rosa luxemburg - der 15 januar 1919 war ein mittwoch

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2
ute richter - kunst - herbarium rosa luxemburg - der 15 januar 1919 war ein mittwoch

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2
ute richter - kunst - herbarium rosa luxemburg - der 15 januar 1919 war ein mittwoch

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2
ute richter - kunst - herbarium rosa luxemburg - der 15 januar 1919 war ein mittwoch

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2
ute richter - kunst - herbarium rosa luxemburg - der 15 januar 1919 war ein mittwoch

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

 

Was haben gerasterte Pflanzenposter mit aktuellen Tendenzen national motivierter Gewalt zu tun? Diese Frage wird mit der Arbeit „Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch“ künstlerisch gestellt. Sie will an eine alte Geschichte erinnern.

Die Pflanzenmotive für den Zeitungsdruck wurden dem Herbarium von Rosa Luxemburg entnommen. Ursprünglich wollte sie Botanikerin werden, wurde jedoch zu einer einflussreichen Sozialdemokratin und revolutionären Kämpferin, die sich nachdrücklich gegen Nationalismus, Krieg und gegen Ausbeutung positionierte. Am 15. Januar 1919 wurde sie ermordet, damit „Deutschland so schnell wie möglich wieder zu Ruhe kommt“ (Flugblatt Januar 1919).

Das Herbarium der deutsch-polnischen Theoretikerin tauchte vor einigen Jahren in Warschau in einem blauen Schuhkarton wieder auf. 18 Hefte mit aufbewahrten Pflanzen und Pflanzenteilen, präpariert, eingeklebt und mit Kommentaren versehen. Die Eintragungen begann Luxemburg im Mai 1913. Im Oktober 1918, drei Monate vor ihrer Ermordung, enden die Notizen. Ute Richter nähert sich der Geschichte der Revolutionärin an, indem sie mittels abstrahierter Pflanzendarstellungen die „Geschichte von Mord und Totschlag“ erzählt. Neben dem Text „Vorkriegslogik“, den Dietmar Dath für diese Zeitung schrieb, zeigt sie sieben Pflanzenmotive Rosa Luxemburgs, verfremdet, grob gerastert und in Schwarz-Weiß. Es ist eine Auswahl aus über 300 Pflanzen, die teilweise in der Haftzeit gesammelt wurden, wie im Fundortvermerk 'Blatt in die Zelle geweht' deutlich wird. Ute Richter hatte bei der Auswahl der Motive auch den Obduktionsbericht der Ermordeten im Kopf, dessen detaillierte grausame Beschreibung des Leichnams mit der Schönheit der Pflanzen im Kontrast steht.
Ein Poster der Zeitung zeigt das Zitat von Heiner Müller: “Der Terror von dem ich schreibe kommt aus Deutschland.“ Es markiert den Kontext der Arbeit, und schlägt den Bogen von der Gegenwart in die Geschichte.

 

Denn für Ute Richter gibt es klare Bezüge zwischen den aktuellen Tendenzen rechtsnationaler Bewegungen in Europa und den damaligen Ereignissen: „Man versteht die Gegenwart nur, wenn man sich an die Geschichte erinnert. Und wenn man sich die rechtsnationale Gewaltbereitschaft von heute mit dem Rückblick auf den Terror von 1919 in Berlin vergegenwärtigt, erfährt man viel über die aktuelle Gesellschaft. Und darüber, wo die Wurzeln für rechtes nationales Gewaltpotenzial liegen“.


Kunsthaus Dresden / Ute Richter / DLF Kultur

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2

Deutschlandfunk Kultur – Kompressor vom 17.01.2018
Rosa Luxemburg
Revolutionäre Kämpferin und Pflanzensammlerin
Ute Richter im Gespräch mit Timo Grampes

 

Rosa Luxemburg kennt man als revolutionäre Kämpferin. Ursprünglich wollte sie aber Botanikerin werden. Die von ihr archivierten Pflanzenteile wurden zur Grundlage für ein Künstlerbuch, das zugleich an die Wurzeln rechtsnationalen Terrors erinnern will.
Rosa Luxemburg war eine wortgewandte Revolutionärin und Kommunistin, die am 15. Januar 1919 zusammen mit Karl Liebknecht in Berlin von rechtsradikalen Freischärlern ermordet wurde. Zwar wurde Rosa Luxemburg als Revolutionsikone bekannt, was viele aber nicht wissen: Ursprünglich wollte sie Botanikerin werden. Bis kurz vor ihrer Ermordung pflegte sie auch ein Herbarium, in das sie Pflanzen und Pflanzenteile einklebte und kommentierte.

 

Diese Herbarium ist jetzt Grundlage für ein Künstlerbuch: „Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch“ zeigt in Zeitungsform die Pflanzenstudien Rosa Luxemburgs, grob gerastert und in Schwarz-weiß. Die Leipziger Künstlerin Ute Richter hatte dabei auch den Obduktionsbericht der Ermordeten im Kopf: „Der Link zur Pflanzensammlerin ist der künstlerische Griff, um die Geschichte neu und anders zu erzählen. (...) Wenn Sie mit den Pflanzen arbeiten und dabei gleichzeitig an den Obduktionsbericht von Rosa Luxemburg denken, also der Leiche von ihr, die ja mehrere Monate im Wasser gelegen hat – und wenn Sie dann immer diese Verbindung im Kopf herstellen zwischen schönen Pflanzen und wirklich detaillierten, schrecklichen Obduktionsbericht, dann gelingt Ihnen künstlerisch schon etwas“.

 

Blatt in die Zelle geweht

 

Für das Künstlerbuch hat Ute Richter sechs von über 300 Abbildungen aus dem Herbarium von Rosa Luxemburg ausgewählt. Auch noch als sie im Gefängnis saß, habe sie ihr Pflanzenheft fortgeführt, sagt Richter: „Interessant sind die kleinen Vermerke über die Fundorte, weil sie größtenteils in der Haftzeit entstanden. Also 'Blatt in die Zelle geweht' oder 'Lazaretthof' als Fundort, das haben Sie nicht in jedem Herbarium“.

Ute Richter möchte mit ihrer Arbeit auch ein politisches Zeichen setzen: „Man versteht die Gegenwart nur, wenn man sich an die Geschichte erinnert. Und wenn Sie diese rechtsnationale Gewaltbereitschaft von heute mit dem Rückblick auf den Terror von 1919 in Berlin vergegenwärtigen, erfahren Sie viel über die aktuelle Gesellschaft, wo die Wurzeln für rechtes nationales Gewaltpotenzial liegen“.

 

www.deutschlandfunkkultur.de

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2

der Freitag vom 17.1.2019
Gern im Gras
Rosa Luxemburg betrieb botanische Studien. Aus ihrem Herbarium hat die Künstlerin Ute Richter eine Poster-Zeitung gemacht
Von Sarah Alberti

(...)

Elf Männer, eine Frauenleiche

Ute Richter, die Kunst laut ihrer Homepage als Kommunikationsform versteht, stieß eher zufällig auf Luxemburg, auf deren Formulierung der „inneren Landnahme“, der Ausdehnung des Kapitalismus in persönliche und emotionale Bereiche. Das Lesen des Obduktionsberichtes (veröffentlicht in Klaus Gietingers Eine Leiche im Landwehrkanal) empfand die in Leipzig tätige Künstlerin als emotionalen Schock: „Die Vorstellung, wie elf Männer den verwesten Frauenkörper detailliert begutachten, war für mich unaushaltbar.“ Ihre Pflanzenplakate, sie erinnern in Größe und Verfremdung auch an die Körperteile, die wohl kaum noch als solche erkennbar waren. Das schöne Material erzählt martialische Geschichte und steht zugleich für Zuversicht.

Die Reproduktion der immer gleichen Bilder von Luxemburg empfindet Ute Richter nicht nur als ästhetisches Desaster, sondern auch als Beschädigung der Geschichte: „In der Gegenwart geistert die ganze Vergangenheit herum, und du musst den Leuten Geschichten mit neuen Mitteln erzählen, damit die wieder nachvollziehbar werden. Dafür braucht es anderes ästhetisches Material.“

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch. Schon der Titel schafft, was die gesamte Zeitung vermag: Sie bezeugt die menschliche, die lebendige Seite der zum Straßennamen geronnenen Sozialistin. Das gilt auch für den Text des Autors Dietmar Dath: Unweigerlich sitzt man während der Lektüre mit der „Revolutionärin“ auf einer grünen Bank im Schatten, und das, obwohl sie ihren breitkrempeligen Hut rechts neben sich abgelegt hat, als sollte er allen, die vorübergehen, sagen: „Diese Bank ist so besetzt, wie eine Bank überhaupt nur sein kann, ich wünsche keine Gesellschaft.“

(…)

www.freitag.de

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2

Deutschlandfunk Kultur – Kompressor vom 17.01.2018
Rosa Luxemburg
Revolutionäre Kämpferin und Pflanzensammlerin
Ute Richter im Gespräch mit Timo Grampes

 

Rosa Luxemburg kennt man als revolutionäre Kämpferin. Ursprünglich wollte sie aber Botanikerin werden. Die von ihr archivierten Pflanzenteile wurden zur Grundlage für ein Künstlerbuch, das zugleich an die Wurzeln rechtsnationalen Terrors erinnern will.
Rosa Luxemburg war eine wortgewandte Revolutionärin und Kommunistin, die am 15. Januar 1919 zusammen mit Karl Liebknecht in Berlin von rechtsradikalen Freischärlern ermordet wurde. Zwar wurde Rosa Luxemburg als Revolutionsikone bekannt, was viele aber nicht wissen: Ursprünglich wollte sie Botanikerin werden. Bis kurz vor ihrer Ermordung pflegte sie auch ein Herbarium, in das sie Pflanzen und Pflanzenteile einklebte und kommentierte.

 

Diese Herbarium ist jetzt Grundlage für ein Künstlerbuch: „Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch“ zeigt in Zeitungsform die Pflanzenstudien Rosa Luxemburgs, grob gerastert und in Schwarz-weiß. Die Leipziger Künstlerin Ute Richter hatte dabei auch den Obduktionsbericht der Ermordeten im Kopf: „Der Link zur Pflanzensammlerin ist der künstlerische Griff, um die Geschichte neu und anders zu erzählen. (...) Wenn Sie mit den Pflanzen arbeiten und dabei gleichzeitig an den Obduktionsbericht von Rosa Luxemburg denken, also der Leiche von ihr, die ja mehrere Monate im Wasser gelegen hat – und wenn Sie dann immer diese Verbindung im Kopf herstellen zwischen schönen Pflanzen und wirklich detaillierten, schrecklichen Obduktionsbericht, dann gelingt Ihnen künstlerisch schon etwas“.

 

Blatt in die Zelle geweht

 

Für das Künstlerbuch hat Ute Richter sechs von über 300 Abbildungen aus dem Herbarium von Rosa Luxemburg ausgewählt. Auch noch als sie im Gefängnis saß, habe sie ihr Pflanzenheft fortgeführt, sagt Richter: „Interessant sind die kleinen Vermerke über die Fundorte, weil sie größtenteils in der Haftzeit entstanden. Also 'Blatt in die Zelle geweht' oder 'Lazaretthof' als Fundort, das haben Sie nicht in jedem Herbarium“.

Ute Richter möchte mit ihrer Arbeit auch ein politisches Zeichen setzen: „Man versteht die Gegenwart nur, wenn man sich an die Geschichte erinnert. Und wenn Sie diese rechtsnationale Gewaltbereitschaft von heute mit dem Rückblick auf den Terror von 1919 in Berlin vergegenwärtigen, erfahren Sie viel über die aktuelle Gesellschaft, wo die Wurzeln für rechtes nationales Gewaltpotenzial liegen“.

 

www.deutschlandfunkkultur.de

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch

2017
Zeitungsdruck, 32 Seiten
Gestaltung Kay Bachmann
ISBN 978-3-945111-42-0
Lubok Verlag Leipzig

Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter
den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath
und den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.

Installationen 2018 – 19
MdbK Leipzig, D21 Leipzig, Kunsthaus Dresden

x1 / 2 / 3 / 4 / 5 / text / presse 1 / 2

der Freitag vom 17.1.2019
Gern im Gras
Rosa Luxemburg betrieb botanische Studien. Aus ihrem Herbarium hat die Künstlerin Ute Richter eine Poster-Zeitung gemacht
Von Sarah Alberti

(...)

Elf Männer, eine Frauenleiche

Ute Richter, die Kunst laut ihrer Homepage als Kommunikationsform versteht, stieß eher zufällig auf Luxemburg, auf deren Formulierung der „inneren Landnahme“, der Ausdehnung des Kapitalismus in persönliche und emotionale Bereiche. Das Lesen des Obduktionsberichtes (veröffentlicht in Klaus Gietingers Eine Leiche im Landwehrkanal) empfand die in Leipzig tätige Künstlerin als emotionalen Schock: „Die Vorstellung, wie elf Männer den verwesten Frauenkörper detailliert begutachten, war für mich unaushaltbar.“ Ihre Pflanzenplakate, sie erinnern in Größe und Verfremdung auch an die Körperteile, die wohl kaum noch als solche erkennbar waren. Das schöne Material erzählt martialische Geschichte und steht zugleich für Zuversicht.

Die Reproduktion der immer gleichen Bilder von Luxemburg empfindet Ute Richter nicht nur als ästhetisches Desaster, sondern auch als Beschädigung der Geschichte: „In der Gegenwart geistert die ganze Vergangenheit herum, und du musst den Leuten Geschichten mit neuen Mitteln erzählen, damit die wieder nachvollziehbar werden. Dafür braucht es anderes ästhetisches Material.“

Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch. Schon der Titel schafft, was die gesamte Zeitung vermag: Sie bezeugt die menschliche, die lebendige Seite der zum Straßennamen geronnenen Sozialistin. Das gilt auch für den Text des Autors Dietmar Dath: Unweigerlich sitzt man während der Lektüre mit der „Revolutionärin“ auf einer grünen Bank im Schatten, und das, obwohl sie ihren breitkrempeligen Hut rechts neben sich abgelegt hat, als sollte er allen, die vorübergehen, sagen: „Diese Bank ist so besetzt, wie eine Bank überhaupt nur sein kann, ich wünsche keine Gesellschaft.“

(…)

www.freitag.de