Kreuzer 07/2011
Ute Richter legt eine Materialsammlung vor – ein Essay des Kulturkritikers Georg Seeßlen inclusive
Von Tobias Prüwer
"Die Kunst gehört jemand, niemand und allen." – Die Ambivalenz, die Autor Georg Seeßlen den Künstlern attestiert, wird Ute Richter freuen. Denn es ist gerade das virulente Element, das Mehrdeutige und die von hinten oder aus der Kalten anspringende Kraft, die ihre künstlerischen Arbeiten ausmachen. Dabei ist die Frage, wie Kunst mehr als Ornament und Zierrat sein kann, ein zentrales Thema, das sie praktisch angeht. Kunst muss wirken, auf eine Weise widerständig sein, diese Überzeugung lässt sich herauslesen aus den Arbeiten der gebürtigen Dresdnerin, die seit 2005 in Leipzig lebt. ...
Kann man an Kunst vorbeigehen? Gewiss, aber so richtig kommt man an ihr nicht vorbei, meint jener vom Splatterfilm bis zum deutschen Zucker sattelfeste Könner des Essays. In seinem kundigen, leicht zugänglichen Text "Wem gehört die Kunst?" entwirft Georg Seeßlen ein Bild vom netzartigen mit allerlei Subjekten und Institutionen verstrickten Phänomen, das man Kunst nennt, und zeigt auf, was die Geschichte von Captain Nemo mit dem Kulturbetrieb zu tun hat.
20.000 Meilen unter dem Mehrwert: Kunst zielt demnach auf Möglichkeiten, eröffnet Spielräume und gefährdet in ihrer Ambivalenz auch immer die wohl- wie eingehegte soziale Ordnung. ...
Ein erhellendes Blättern, so könnte man die Bewegung beim Betrachten von "Claim" nennen. Oder mit Seeßlen: "Einem guten Kunstwerk sieht man den Zusammenhang an, aus dem es gerissen wurde."